Stellungsnahme zu Kettelers Einfluss auf die Sozialgesetzgebungen von Bismarck
Ketteler hatte mit seiner Idee, die „soziale Frage“ durch staatliche Gesetze für den Arbeiter zu lösen, den Grundbaustein für Bismarcks Sozialgesetzgebung gelegt. Denn anders als zu gleichen Zeit Lassalle waren Kettelers Gedanken realisierbarer und keine unerreichbare Ideologie. Vordergründig durch Kettelers Lehren war es für den katholischen Bevölkerungsteil vertretbar, dass der Staat entscheidende Eingreifer bei einem sozialen Problem ist, ohne dass christliche Tugenden verloren gingen. Des weiteren ermöglichte Ketteler die Umsetzung der Sozialgesetzgebungen, denn die Katholiken waren erklärter Gegner von Bismarck, da er die Kirche und den Staat zunehmend trennen wollte. Doch Kettelers Anschauungen zeigten der katholischen Kirche, wie dringend eine staatliche Intervention von Nöten ist und dass die Kirche bei der Lösung der „sozialen Frage“ trotz alledem eine entscheidende Rolle spielt, ohne derer der Staat nicht den Weg aus dem sozialen Problemen ebnen kann.
Aber auch für Bismarck waren Kettelers Lehren von übergeordneten gesellschaftspolitschen Maßnahmen gegen die ökonomischen Zustände eine starke Anregung und Leitbild für seine weiteren Sozialgesetzgebungen.
So sprach sich das Zentrum, Partei der katholischen Kirche, anfänglich gegen eine staatliche Sozialpolitik aus, weil sie die Verdrängung der christlichen Nächstenliebe befürchteten und erst durch die Soziallehren Wilhelm Emmanuel von Ketteler kam es zu einer veränderten Auffassung
Durch Kettelers Einfluss war es möglich, dass 1891 die Arbeiterschutzgesetze verabschiedet werden konnten. Sogar Bismarck sagte zu dem Mainzer Bischof: „Ohne Ketteler wären wir noch nicht so weit“